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Rafting und Wells Grey

Wednesday, June 19th, 2002: Rafting auf dem Coquahalla River

Haben wir wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Brrrr… Es regnet zwar nicht mehr, dafür ist es immer noch sehr frisch. Und wir wollen heute wirklich raften gehen?!

„Hallo, ich bin die Manuela” begrüßt uns eine der Guides. Sie kommt aus Heidelberg, ist wirklich süß und sollte auch unser Garant für Spaß an diesem Tage sein. Sie tingelt seit ihrem Abi durch die Welt, meist in englischsprachigen Ländern und verdingt sich in den Sommermonaten hier in Yale als Guide. Wir bekommen gegen das kalte Wasser eine Vollausrüstung verpasst. Beginnend mit einem Neoprenanzug über Schuhe, einer Fleece-Jacke bis hin zu einem Regenüberzug. Außer uns sind noch zwei junge Pärchen anwesend: „Könnte ich einen anderen Neoprenanzug bekommen, meiner ist innen noch feucht.” Manuela bringt uns alle in einem alten Suburban zur Einstiegsstelle des Coquohalla-Rivers. Die Schlauchboote haben wir im Schlepptau. Auf der Fahrt amüsiert sich der Rest der Mitfahrer über unsere Geschichte über einen „grumpy old Canadian who's stuck in our water pump”. Besonders amüsant fanden alle unsere Imitation der Röchellaute der Pumpe. Am Einstiegspunkt angekommen, wird unsere Ausrüstung um eine Schwimmweste ergänzt und wir erhalten eine Einführung („What was your name again?” „Robert?! OK!”) in die „was wäre wenn Robert aus dem Boot fallen würde”. Hat natürlich keiner von uns vor. Offenkundig ist auch, dass unser Veranstalter (Fraser River Rafting Expeditions) großen Wert auf Sicherheit legt und immer einen Schlauchkatamaran als Rettungsboot mitfahren lässt.

Manuela steuert unser Boot und los geht es. Robert und Tom vorne, dahinter Geli und Michl. Das Wasser ist mit der Ausrüstung nicht kalt – außer die Finger frieren etwas ein. Wir arbeiten gut zusammen, weshalb Manuela auch die Stromschnellen gut ansteuern kann. Gegen 2 Uhr ist Mittagspause angesagt. Hier gibt es frisches Obst, selbstgebaute Tortilla-Wraps und die netten Gespräche aus dem Boot setzen sich fort. Danach geht es weiter und wir tauschen Plätze. Geli und Michl sitzen jetzt vorne und Robert und Tom hinten. Eine schlechte Idee. Der Fluß wird nun um einiges heftiger und schneller. Nach einiger Zeit erwischen wir eine Stromschnelle quer, Tom hat keinen Halt mehr mit den Füßen und schaut sich das Boot mal von unten an. Wirklich dumm, wenn man wieder auftauchen will und etwas über einem es nicht zulässt. Aber mit viel Schnaufen und Husten wird er schließlich wieder geborgen und von Robert ins Boot gezerrt. Gut, dass wir es geübt haben. Allerdings waren wir völlig unvorbereitet, denn wir hatten ja nur gelernt, was wäre, wenn Robert ins Wasser fiele. Wenig später will auch Michl wissen, ob das Wasser sich in den Anzügen wirklich nicht kalt anfühlt und lässt sich von einer Welle „off guard” ertappen. Er taucht aber gleich wieder neben dem Boot auf und wir ziehen ihn rein. Nichts passiert, sogar die Brille hat dank eines Bändels gehalten. Lediglich die wasserdichte Uhr erweist sich nicht als solche.

Die Fahrt macht riesig Spaß und es zeigt sich einmal mehr, dass wir die richtige Wahl des Veranstalters getroffen haben, als wir nach dem letzten Anlegen noch eine kleine Wanderung in den angrenzenden Othello Quintett Tunnel Provincial Park machen, wo wir stillgelegte Eisenbahntunnel begehen können, die durch eine atemberaubende Landschaft des Coquohalla Canyon führen. Hier ist der Fluss, den wir eine Biegung vorher verlassen haben, völlig ungebändigt und total unpassierbar - wenn man nicht gerade Wasser ist. In der Rafting-Sprache bezeichnet man das als Schwierigkeitsgrad 6, gleichbedeutend mit „unpassierbar”. Von drei Kindern, die es einmal auf Autoschläuchen versucht haben, hat gerade einmal eines schwer verletzt überlebt. Geli überwindet – gestützt von Manu – ihre Klaustrophobie und begleitend uns durch die kurzen Tunnelabschnitte. Der Blick, der sich von den Brücken dazwischen bietet, ist es definitiv wert. Mist, Brücken schüren Gelis Höhenangst…

Gruppenbild mit Manu

Nachdem wir alle wieder vom Suburban aufgesammelt wurden, geht es quer durch Hope zurück zum Ausgangspunkt. Hope nennt sich selbst „Wood carving capitol of Canada”. Und an jeder Straßenecke steht eine Riesenstatue nach der anderen. Hier habt ein Künstler mit Hilfe von Kettensägen und Äxten die wahre Natur der verwendeten Baumstämme freigelegt. Nachdem wir Manu noch zu einem Gruppenfoto genötigt haben und ihre E-Mail-Adresse herausgepresst: xxxx@yahoo.com [zum Schutz vor SPAM verändert], geht es weiter Richtung Norden zum gedachten Etappenziel, dem Herald Provincial Park. Den erreichen wir heute aber nicht mehr. Nachdem es schon so spät ist, müssen wir mitten in der Wüste, in Cache Creek, den nächstbesten R.V.-Park anfahren. Der stellt sich als wahre Moskito-Sammelstelle heraus, und das Grillen am Abend wird zum Mückenverscheuchen genutzt. Auch ist bei unserem ersten Versuch zu Grillen, ist die Kohle nicht sonderlich gewillt, groß Hitze abzugeben. Scheinbar ist heute die Kohleindustrie im Streik. Nachdem Michl den halben Sack nachgelegt hat, wird die Glut dann doch groß genug, um unsere sechs Schnitzel zu braten. Mittlerweile ist es allerdings schon nach 10 pm Abends. So beschließen wir den Tag mit dem Einsprühen sämtlicher Fliegennetze zu beenden und Morgen einen Ausschlaftag einzulegen.

Thursday, June 20th, 2002: Marble Canyon und Thomson Valley

Heute springen wir erst um 7:30 Uhr aus dem Bett. Immerhin war heute ja Ausschlaftag. Naja. Zumindest die meisten von uns. Robert blockiert noch etwas länger den Tisch , auf dem er ja schläft, weil Tom gestern jammernd mit Rückenproblemen doch im langen Bett geschlafen hat und so die Theorie mit „wir wecheln uns ab” nicht so richtig funktioniert hat. Derweil hat unser „Ehepaar” auch schon angeboten, Betten zu wechseln. Den Tag beginnen wir mittlerweile fast schon mit einem Rhythmus: Einem ausgiebigen Frühstück. So kommen wir erst nach 10 Uhr vom Campground los. Nach einigen Kilometer auf dem Weg Richtung Kamloops hat Robert doch endlich mal einen Blick auf die Karten von MapPoint geworfen und einen unseren anvisierten Aussichtspunkte gefunden, nämlich den Marple Canyon. Dummerweise hinter uns. Tom haut direkt vor einer Baustelle die Bremse rein und dreht um, gut dass die Bauarbeiten uns den Weg freigeblockt haben. Nachdem wir unbeschadet eine Farm mit Reitmuseum und Nordstaaten- und Indianerlager passiert haben, kommen wir am besagten Aussichtspunkt an. Einige Motorradfahrer kommen uns grüßend entgegen. Der Aussichtspunkt entpuppt sich als fotogener See in einem recht engen Canyon. Wie alle „richtigen” kanadischen Seen ist er natürlich türkis am Rand und tiefblau in der Mitte. Der Fußtest ergibt allerdings: Zu kalt um darin zu schwimmen. Eine Runde gedreht und schon kommen wir zum Marple Canyon Provicinal Park. Da sitzen auf der Bank ein Paar Rocker und grüßen uns wieder – und fragen uns, ob wir ins Wasser wollen. Auch hier stecken wir die Füße ins Wasser und nachdem wir unzähligen blauen Libellen beim Paarungstanz zugesehen haben, fahren wir weiter, ein Paar holländische Norweger zurücklassend. Der Weg geht zurück durch Cache Creek, wo wir mal lockere 127 Liter Benzin tanken und ein Paar Rocker beim Tanken grüßen – nein, es gibt sie hier nicht im Rudel, wir treffen immer wieder dieselben. Weiter geht es durch eine wunderschöne Landschaft nach Osten. Wir machen an jedem Provincial Park halt, der auch nur annähernd gute Aussicht verspricht. Im ersten mit dem wunderschönen Namen Juniper Beach Provincial Park gibt uns Geli die Lorelei auf dem Baumstamm und anschließend finden wir auf ein paar anderen Baumstämmen einen Biber-äh-Murmeltier sitzen. Nachdem er ausgiebig von allen Seiten abgelichtet wurde, geht es weiter. Nachdem wir den nächsten Aussichtspunkt, mit Schild „Aussichtspunkt” wahrscheinlich, verpassen, halten wir an der nächsten Einfahrt und fotografieren fleißig. Dann geht es zum Einkaufen nach Kamloops, einem netten Städtchen mit erstaunlich vielen Häuschen. Im ersten Einkaufcenter langt es nur für das Mittagsessen beim New York Fries (gar nicht schlecht) und Taco Time. Geli und Robert decken sich dann noch beim „Sport check” mit Badeschlappen ein. Weiter geht es zum Safeways, wo Geli wieder unsere Lebensmittel zahlen darf. Dann auf dem Weg zum Harold PP ruft Robert plötzlich: Schaut mal Weißkopfseeadler und dreht auch schon einen km später um. Die Adler sind noch da und Dokumentarfilme und Hochglanzbilder werden geschossen. Nach langer Fahrt kommen wir endlich ans Ziel und hüpfen sofort in den See. Danach steht für Robert und Tom eine wunderschöne Wiese zum Beachen bereit. Zum Abendessen macht Michl unter erschwerten Bedingungen (kein Hookup) einen Reisauflauf, den wir mit gegrillten Hühnerbrüstchen verfeinern.

Friday, June 21st, 2002: Wells Grey P.P.

[Geli]

Ich mach die Augen auf, draußen dämmert es schon. Oh Gott, sag bloß, Tom hat vergessen den Wecker zu stellen, er wollte mich doch wecken, da ich den Sonnenaufgang um 4:42 (nach GPS berechnet!) sehen wollte. Ich krabbel über Michl, schnapp mir seine Uhr und stelle erleichtert fest, dass es erst 3:47 ist. Trotzdem hält mich nichts mehr im Bett und ich ziehe los dem Sonnenaufgang entgegen, bewaffnet mit meiner Kamera und Michls Uhr, da diese ach so wasserdichte Uhr ja eh schon einen Wasserschaden erlitten hatte.

Am See angekommen bietet sich mir ein wunderschöner Anblick. Eine zartrosa Morgenröte vertreibt die Nacht und lässt ganz langsam den Tag erwachen. Die Geräuschkulisse ist der absolute Hit. Ein leises Plätschern der Wellen unterbrochen vom Zwitschern der langsam erwachenden Vögel. Schnell wird mir klar, dass ich vom Ufer aus den Sonnenaufgang wohl nicht optimal filmen kann. Deshalb krempel ich meine Hose hoch und begebe mich in das eisige Nass. Zuerst ist es (brrrrrrr) etwas kalt, doch wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es außerhalb des Wassers fast kälter als drinnen.

Es ist jetzt 4:42 Uhr. Nach GPS müsste der „Planet” jetzt langsam auftauchen, aber… nix is! Also wart ich noch etwas und schaue kurz auf meine Kamera, die mir ganz beiläufig mitteilt, dass sich der Akku soeben verabschiedet hat! Licht aus, und Tschüß.

Grrrrrrrrrrr!! Na egal, nachempfinden kann das hier eh niemand auch wenn er die Bilder zu sehen bekommen würde. Es ist jetzt 4:55 und da ist sie. Knallrot und einfach nur noch wunderschön. Das Singen der Vögel wird lauter und langsam wird es auch richtig hell.

Da ich zwischenzeitlich das Gefühl für meine Beine gänzlich verloren habe, beschließe ich zu gehen. Noch ganz in Trance bemerke ich jetzt, dass ich wohl doch bis zum Hintern im Wasser stand. Naja machte nixe, die Hauptsache ich bin nicht neigfalln! (Running gag!)

Im Wohnmobil angekommen schleiche ich mich zurück in mein Bett. Ich spüre meine Füße nicht mehr, das heißt, ich glaub ich habe gar keine mehr. Die Jungs schlafen noch, da kommt mir eine super Idee. Ich krabbel zurück in Bett und schiebe ganz langsam, still und leise meine Eispakete zu Michl unter die Bettdecke, der sich plötzlich senkrecht im Bett befindet. Hach ja, es war wirklich ein schöner Morgen.

[Tom]

Tom hat für Geli den Wecker auf 4:24 gestellt. Der Wecker schellt, Tom wankt hoch. Geli rührt sich nicht. Also schleppt er sich nach hinten. Doch sie ist weg. Also will er den Wecker neu stellen, verstellt den Wecker aber total und ist schließlich hellwach… Argl. WO IST GELI???

Doch auch am Tag ist viel passiert: Wir beginnen den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne. Danach brechen wir Richtung Wells Grey P. P. auf. Dies bedeutet, wir fahren zurück Richtung – „Sch… mein Akku ist leer!” „Wir haben aber keinen Strom zum Aufladen!” – wir fahren also in Richtung Kamloops – „Können wir den nicht an Toms Stromwandler stecken?” „Zieht der nicht die Wagenbatterie leer?” „Auch wenn wir fahren?” – Richtung Kamloops wie gesagt und – „Dann probieren wir das doch!” „Dann aber nur an einem Ort, wo wir auch Sicherungen kaufen können”. Kamloops. Endlich! Der Akku lädt wirklich friedlich vor sich hin, also fahren wir Richtung Wells Grey P.P. weiter. Nach einem kurzen Stopp am Visitor Center – und Internet-Anschluss sei dank, wissen wir auch wieder halbwegs, was in der Welt so vor sich geht – fahren wir die Stichstraße in den Park hinein. Tief hinein. Letztlich kommen wir bei einem Campground vorbei, der Hookup verspricht, aber auch kein Abwasser hat. Mist, wir sind fast voll. Das Grey Water steht auf 3/4.

Unsere erste Anlaufstelle ist eine Aussichtsplattform mit einem Blick über die Green Mountains und fast den ganzen restlichen Park. Logisch also, dass wir hierzu etwas Höhe gewinnen müssen. Dummerweise passiert dies auf einer unbefestigten Strasse, die sich durch den Wald windet. Michl meistert die Herausforderung souverän, so dass wir wenig später die Weite genießen können. Hier biedert sich auch das ein oder andere Sandwich aus unseren Beständen zum Verzehr an. Wir fahren weiter zum ersten Wasserfall auf unserem Weg, der dringend von „Dawson Falls” nach „Mosquito Falls” umbenannt werden sollte. Robert und Geli werden schwer attackiert und Robert sieht endlich ein, warum Schwärme in Midgard eigene Angriffswerte haben und als

Wells Grey P.P.
Verteidigung „ignorieren” wählen. Die Fälle jedenfalls sind sehr vielversprechend. Die mangelnde Höhe machen sie locker durch ihre Breite wieder wett. Völlig erstaunlich auch die deutschen Touris. Der Wells Grey Park scheint fast wie ausgestorben. Auf dem asphaltierten Teil begegnet man schon kaum jemandem, geschweige denn auf der Schotterpiste, die tiefer in den Park hineinführt – mit Ausnahme von Deutschen, die hier fast überall anzutreffen sind.

Weiter geht die Fahrt in Richtung Helmcken Falls – was die Geli dazu veranlasst, unruhig mit ihrem Hintern auf dem Stuhl hin und her zu rutschen – so freut sie sich auf ein Wiedersehen mit dem Wasserfall: „Das ist der oberaffengeilste Platz auf der ganzen Welt, den ich bisher zu Gesicht bekommen habe”. Als wir die Fälle zum ersten Mal sehen, denken wir das vermutlich auch alle. Hier stimmt einfach alles. Die Wasserfälle stürzen frei 142 Meter in die Tiefe und landen in einer riesengroßen Grotte. Von dort steigen die Nebelschwaden wieder gemächlich fast 100 Meter in die Höhe. Und alles ist beschienen mit dem Licht der langsam sinkenden Sonne. Ein malerischer Anblick, der nur noch durch einen Regenbogen getoppt werden könnte. Und wie auf Stichwort, schiebt er sich langsam ins Bild. Wir können uns von dem Anblick nicht mehr losreisen und sehen mit dem immer weiter erscheinenden Regenbogen auch einen guten Grund, hier noch länger auszuharren. Deshalb organisieren wir uns aus dem Wohnmobil eine große Portion Eis „Vanilla Francaise” und „Strawberry Shortbread Swirl”. Dazu vier Löffel. Man gönnt sich ja sonst nichts. Das Eis rundet das überragende Erlebnis der Sinne unbestritten ab. Nach einer Ewigkeit reisen wir uns doch von dem Anblick los – wir müssen alle unsere Überredungskünste aufwenden, um Geli und Robert vom Anblick loszureisen – wir haben hier offenbar einen neuen „Addict”.

Ab zurück auf den Campground. Auch dieser sollte den Begriff „Mosquito” im Namen führen. Robert und Tom lassen sich davon nicht abhalten und üben weiterhin fleißig den Beachvolleyball zielgerichtet zu handhaben. Und man muss sagen, dies gelingt auch schon wirklich gut. Unser Abendessen reichern wir mit einem japanischen Thunfischauflauf an, den Michl verschmäht: „Würg. Thunfisch!”. Ein Sonnenuntergang taucht die umliegenden Berge in ein magisches Licht – wenn nur die Mosquitos nicht währen, könnte man bei diesem Anblick ewig ausharren.

Saturday, June 22nd, 2002: Wells Grey P.P.

Heute wollen wir den Wells Grey Park weiter erkunden. Doch dazu reicht uns der Sprit nicht mehr. Aber was solls, wofür gibt es denn wenige Kilometer zurück eine Tankstelle. Auf und hin. Leider nur um festzustellen, dass sie „Sorry, we are closed!” ist. Bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als bis ganz nach Clearwater zurückzufahren. Schnell mal 140 Liter getankt und zurück wo wir eigentlich hin wollten. Unterwegs kommen wir auf halbem Weg an einer Guest Ranch vorbei, die mit etlichen grasenden Pferden auf einer blütengelben Wiese eine malerische Kulisse abgibt. Wir fahren weiter in den Park hinein, als wir gestern gekommen sind. Hier ist die Straße unbefestigt und menschenleer. Das hat sich offensichtlich auch ein kleiner Schwarzbär gedacht, der gemütlich am Straßenrand frisst. Wir bleiben stehen und schauen ihm zu, bis ein uns entgegenkommendes Auto ihn verscheucht. Danach fahren wir von Aussichtspunkt zu

Clearwater River
Aussichtspunkt und begutachten, wie der Clearwater River rauschend und schäumend an uns vorbeifliesst. Am Ende der Route angekommen, machen wir etwas länger Pause, um uns einen Steinweitschmeißwettbewerb zu liefern. Ein Stück die Strasse zurück ist eine Wanderung eingeplant. Wir wandern zu den Bailys Chute, den Marcus Falls, weiter zu den Myrith Falls. Auch hier zeigt uns die Natur, welche Wucht und Macht Wasser hat. Etwas flussauf finden wir eine geschützte Bucht, wo die Wucht des Wassers gebrochen ist. Geli reist sich die Schuhe von den Füssen und springt ins Wasser, das so kalt ist, dass sie rückwärts wieder raustaumelt. Wir tun es ihr nach und finden, dass es wirklich seeeehr kalt ist. Aber hier ist es toll, also bleiben wir noch etwas und bringen Geli das flobbern bei. Weiter wandern wir vom Fluss weg zum Alice Lake, eine Brutstätte für Mosquitos – uns geht so langsam das Spray und das Soventol aus.

Als wir zurück am Auto sind, ist es schon weit nach 15:00 Uhr, so dass wir langsam aber sicher aufbrechen. Unser Fernziel ist Mount Robson, aber den erreichen wir heute nicht mehr. Wir machen unterwegs in und auf dem Blue River (Campground) halt, wo wir zum ersten Mal mit Feuerholz ein Lagerfeuer machen. Ziel ist ein Kartoffel-Karotten Gratin – „mit viel Käse” – und dazu gegrillte Schweinenackensteaks. Funktioniert auch wirklich gut: Michl bastelt aus einem Vorlegelöffel, einem langen Stück Holz und zwei Kabelbindern eine Kohlenschaufel, Tom montiert von einem Topf die beiden Griffe ab, wodurch sich dieser in den Ofen zum Überbacken schieben lässt. Natürlich geht auch hier das Volleyballtraining weiter – gehandicapt von der Tatsache, dass es hier nicht wirklich baumlose zusammenhängende Rasenflächen oder sogar Sand gibt.

Dafür bietet dieser Campground eine Waschmaschine. Michel und Geli sammeln alles an dunkler Wäsche zusammen, was sich im Camper finden lässt. Hauptanteil bei diesem Wäscheberg sind die dunkelgrünen Hand und Badetücher, die zum Inventar des Wohnmobils gehören und bestimmt schon hundertdreiundzwölfzigmal gewaschen wurden. Guter Dinge machen sie sich auf den Weg in die Laundry und begutachten die typische american-style-Waschmaschine. Dabei bleiben sie keine Sekunde unbeobachtet. Ein Kanadier, der in seine Wachmaschine regelrecht verliebt zu sein scheint, beobachtet sie argwöhnisch. Er belehrt die beiden dahingehend, dass es auf der ganzen Welt nix besseres gäbe als eben diese Maschine, die er sein Eigen nennen dürfe. Voller

Blue River
Ehrfurcht stopfen Michel und Geli unsere dunkle Wäsche in die „World-best-Washingmachine” und lauschen andächtig der Gebrauchsanweisung des stolzen Besitzers, selbst ran dürfen die beiden nämlich nicht! Dies hat zur Folge, dass dieser nette, hilfsbereite Mensch, trotz Gelis Einwände, die Waschmaschine unter dem Programm „regular-warm” zum Laufen bringt. Leider ist es jedoch auch bei den Kanadiern so, dass sie, wenn sie von warm reden, heiß meinen. Lange Rede, kurzer Sinn! Als die Maschine durchgelaufen war, hatten sich die weißen Schulterstreifen auf Michels nagelneuem T-Shirt neongrün gefärbt. Doch allzu groß war der Schaden nicht, denn Michel erhielt zu seinem nun modisch aufgepeppten T-Shirt ein Paar farblich exakt passende Socken, die vorher genauso langweilig weiß gewesen waren, wie die Streifen auf seinem Hemd. Zusätzlich drängte sich noch der Verdacht auf, dass diese einmalige, wunderbare, supertolle Waschmaschine einen von Gelis schwarzen Socken gefressen hatte. Als sie den Kanadier darauf ansprach, nahm dieser seine Geliebte sofort in Schutz und meinte, daß diese so etwas niemals tun würde. (Später lesen Sie was aus der Socke geworden ist)

Heute haben wir Vollmond. Ein wirklich fotogenes Motiv im Panorama der umliegenden Bergketten, die modisch ihre Spitzen in Schneeweiß tragen. Michl und Geli machen sich auf den Weg, um diese Eindrücke mit ihren Kameras festzuhalten.