In der Columbia River Gorge

Mittwoch, 16. Juni 2004: (Fortsetzung)

Latourell Falls

Danach fahren wir nach Osten aus der Stadt heraus und suchen uns ein Motel (Motel 6) in Troutdale zur Übernachtung aus. Nach einem Einkaufsmarathon von Robert in einem Factory Outlet (immerhin hat Oregon keine Sales Tax) kauft sich Tom eine kleine Metallpfeife für ca. 200 Dollar (zumindest hat er letztlich nicht mehr in der Hand und trotzdem den Betrag gezahlt). Weiter geht es auf der Suche nach einem bei der Ausfahrt angeschriebenen Safeway, den wir nicht finden und mit einem Wal Mart vorlieb nehmen müssen, der leider keine frischen Lebensmittel hat, sondern nur eine geringe Auswahl an abgepackten Waren. Naja, für das morgige Mittagessen sollte es wohl reichen.

Abendessen gibt es im Arby's, wo Tom aus seinem Getränk eine Limonadengranate bastelt und nach einem Toilettenbesuch erzählt, dass dort in aller Ausführlichkeit eine Anleitung über dem Waschbecken hängt, wie man sich einmal bzw. zweimal die Hände wäscht. Auch muss man sagen, dass die Curly Fries bei Arby's ein Beschiss sind, denn wenn sich eine von den Dingern in der schmalen Schachtel verhängt, ist die Box fast leer und man hat kaum was für sein Geld. Dafür gibt es immerhin drei verschiedene Arten von Saucen zu den nicht vorhandenen Fries…

Columbia River vom Crown Point

Dann fahren wir auf dem Historic Columbia River Highway, vorbei am Women's Forum Point, dem Crown Point zu den Latourell Falls, die nicht nur mit einem beeindruckenden Wasserfall, sondern auch mit einer ganz tollen Felsstruktur aufwarten können. Tom meinte, dass man mit einer kurzen Wanderung die Fälle auch von etwas weiter oben besichtigen kann, worauf Robert und Carlos losziehen. Dies ist der Beginn einer fast einstündigen Suche nach den beiden, die weder auftauchen, noch am Wagen zu finden sind. Letztlich klärt sich aber die Sache, und wir brechen schleunigst zum Sonnenuntergangsablichten der Gorge zum Women's Forum Point auf. Nach einer Serie von Bildern dort rasen wir mit noch verbleibenden 12 Minuten bis zum gänzlichen Sonnenuntergang zum Crown Point, um auch in die andere Richtung unsere externen Erinnerungsauffrischer (a. k. a. Bilder) zu machen.

Von dort geht es dann mit einer sonderbaren Musikauswahl von Carlos (Knorkator) zurück ins Motel nach Troutdale.

Dort stellen wir fest, dass Toms Abrechnungsprogramm einen Fehler hat, den Tom mit einer Nacht- und Ohne-Nebel Aktion nur begrenzt beseitigen kann. In der Nacht lernen wir eine Lektion: „Wenn das Motel zwischen Eisenbahnlinie und Autobahn gelegen ist, sollte man sich nicht mit einem ‚weiter hinten ist nicht besser wegen der Eisenbahn’ abspeisen lassen, denn die fährt (wenn überhaupt) deutlich seltener als die Autos auf der Autobahn…”

Donnerstag, 17. Juni 2004

Sonnig, heiß

Heute stehen die restlichen Wasserfälle auf dem Programm, die vom Historic Columbia River Highway erreichbar sind. Da sind auch einige dabei, die Michl und Tom auch noch nicht gesehen hatten, wie z.B. Shepherds Dell. Der Weg zu den Bridal Veil Falls ist leider gesperrt, so dass wir diese nicht sehen können.

Nach Knorkator (deren CD endlich zu Ende ist <Jubel!>) kommt die nächste CD: Max Rabe Balast Orchester. Tom darauf: „Also Carlos, wenn ich Dich nicht besser kennen würde, würde ich Dir aufgrund der bisherigen Stichprobe Deinen Musikauswahlgeschmack aberkennen.”. Carlos darauf: „Wieso, ist doch tolles Kontrastprogramm”. Michl: „Sagen wir ‚Kontrastprogramm’”.

So bewegen wir uns an den touristischen (das ist dort, wo die Touri-Busse halten) und den weniger touristischen (dort, wo sie nur vorbeirollen) Attraktionen vorbei.

Carlos meint unterwegs: „Da steht es schon wieder ‚The Great Seal’. Wissen sogar die Amis, dass unsere Firma toll ist, steht auf jedem Dollar…”

Unser Ausgangspunkt für die Wanderung des Tages ist nur schwer erreichbar, ist doch in MapPoint an der entsprechenden Stelle keine Ausfahrt eingezeichnet; und wie können wir ohne Technikunterstützung nur dorthin finden!!! Naja, alte, längst vergessen geglaubte Pfadfindererfahrung ausgepackt und schon war die Ausfahrt wieder da. Wir wollen zum Eagle Creek.

„Your fees are making a difference” (Eagle Creek Self-Service Pay Station) – Tom: „Stimmt, jetzt haben wir 5 Dollar weniger in der Tasche”

Die Wanderung geht an besagtem Fluss entlang und der Pfad windet sich immer leicht ansteigend ein gutes Stück oberhalb des Flussbetts dahin. Anscheinend ist die Wanderung sehr populär, bis wir herausfinden, dass hier heute ein 25k und 12k Volkswalk stattfindet, an dem man scheinbar nur teilnehmen darf, wenn man mindestens zwei Hunde dabei hat. Ziemlich zu Beginn, wird Carlos auf eine harte Probe gestellt, geht doch die Wanderung an zwei Klippen entlang - ein schmales Wegchen, links steil nach oben, rechts senkrecht nach unten. Aber immerhin gibt es ein Stahlseil zum Festhalten. Schön ist, dass es hier überall von oben in dünnen Bächen herabregnet…

Die Wanderung geht an zwei Wasserfällen vorbei (wer den Namen des ersten wissen möchte, muss wohl selber dorthin, der zweite hieß Punchbowl Falls), zu dessen Besichtigung man steile Wegchen, die vom Hauptweg abführen, hinunterklettern muss. Beim zweiten finden wir ein recht idyllisches Fleckchen, dass allerdings auch schon etliche andere für ihre Vergnügungen ausgesucht hatten. So übt hier einer, wie man unter lautem Gejohle von Klippen springen kann…

Nach wohl 6 km (denn das ist auch der ausgeschriebene Wendepunkt der 12k Wanderung) kommen wir zu einem Canyon mit steil abfallenden Klippen und zur „High Bridge”. Auch wir drehen an dieser Stelle um und wandern zurück.

Am Wagen gibt es ein recht verspätetes Mittagessen (es ist immerhin schon 15:00 Uhr).

Mt Hood vom Larch Mountain

Danach fahren wir auf den Larch Mountain, der nach einer sich recht lange hinziehenden Fahrt durch dichte, unkultivierte Wälder vor uns auftaucht. Während der Fahrt wurden wir alle 5 Meter darauf hingewiesen, dass „Target Shooting” verboten sei. Von einfach nur in der Gegend herumballern, hat aber keiner was gesagt… Oben angekommen und weitere 5 Dollar Self-Service Fee leichter, bringt uns ein kurzer Spaziergang auf den Five Mountain Viewpoint, von dem aus man, na? schon erraten?, genau! Tatsächlich 5 Berge mit schneebedeckten Gipfeln sehen kann. Am nächsten ist natürlich der Mount Hood, der sich mit seiner spitzen Silhouette vor uns erhebt. Aber auch der Mount St. Helens, der Mount Rainier, der Mount Adams und der Mount Jefferson sind ganz toll sichtbar. Um den „Gipfel” des Larch Mountain herum findet Tom in Natura die Blumen, die er auf einem Road Atlas mit einem Bild des Glacier N. P. und eben besagten Blumen darauf. Michl klärt ihn später mit Hilfe des Audubon Field Guide Rocky Mountains auf, dass es sich hierbei um Beargrass (auch Indian Basket Grass genannt) handelt.

Im lokalen Safeway, den wir letztlich doch dank der Beschreibung eines Herrn an der Rezeption unseres Motels gefunden haben, decken wir uns noch mit Getränken für den nächsten Tag ein und mit genügend Lebensmitteln, um am Abend auf dem Motelzimmer zu essen und damit auch noch für den nächsten Tag genügend übrig bleibt…

Danach liest Michl und hört Musik, während die anderen drei wieder einmal Trichu spielen…

Freitag, 18. Juni 2004

Sonnig, heiß, windstill

Heute verlassen wir Troutdale. Zu unserem Entsetzen scheint sich unser Gepäck zu vermehren. Irgendwie haben wir immer mehr Tütchen und Täschchen, die auch noch im Wagen untergebracht werden wollen. Doch letztlich klappt das Verstauen auch diesmal, auch wenn Carlos' Iced Chocolate Fugde dabei kurzzeitig in die Tiefen des Kofferraums abgestürzt war, aber nur leichten Schaden genommen hat, den Carlos durch todesmutiges Aufessen der zerkrümelten Teile wieder bereinigt. Wir fahren die Gorge weiter nach Osten, dann über die „Bridge of the Gods”, für dessen Überquerung sie 1$ verlangen, ohne dafür irgendwelche Götter als Gegenleistung zu bieten. Unser Ziel ist nach einem kurzen Telefonier- und „Mei riecht es hier lecker, ich geh mal kucken, was es in dem Supermarkt zu kaufen gibt”-Stop auch schon erreicht:

Columbia River vom Dog Mountain
Wir wollen heute einem Ratschlag eines von Toms Kollegen aus der alten Abteilung folgen und auf den Dog Mountain wandern. Die Wanderung klingt mit 3,7 Meilen einfach nicht wirklich stressig, es kommen jedoch knapp 900 Höhenmeter dazu und ein Rating für den ersten und letzten Abschnitt von „Most Difficult”. Nur der mittlere Abschnitt stinkt mit „More Difficult” dagegen etwas ab und entpuppt sich als der einzig leicht zu bewältigende Teil. Doch wir bezwingen schließlich den Berg, der uns an einigen Stellen tolle Aussichten auf die Columbia River Gorge beschert. Weiter oben sind die Hügel mit Bergblumenwiesen bedeckt, die an manchen Stellen leider schon nicht mehr in voller Blüte stehen. Trotzdem bieten sie immer noch einen phantastischen Anblick. Zwei Wochen oder so vorher muss es hier eine unglaubliche Farbenpracht gegeben haben. Aufgrund des anspruchsvollen Aufstiegs, waren auf dem Berg auch maximal ein halbes Dutzend Grüppchen unterwegs. Wir teilen uns den Gipfel mit zwei Männern aus England, die uns auf dem Weg nach oben bei einem Fotostop überholt hatten.

Zu Essen gibt es Bananen und Twix, was eine deutliche Verbesserung der Versorgungslage gegenüber der Eagle Creek Wanderung darstellt. Auch unterhalb der Blumenwiesen auf den bewaldeten Hängen finden wir schöne Blumen, wie z.B. die Phantom Orchid, die sich an schattigen Plätzen in reinem Weiß präsentiert.

Wieder am Wagen angekommen nutzen wir eine schattige Bank bei einer Fish Hatchery zum Mittagessen (Picknick wie immer), um dann über Hood River weiter nach The Dalles zu fahren. Den Versuch, den Mount Hood zu umrunden. haben wir auch aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit aufgegeben, und wir lassen den restlichen Nachmittag eher ruhig angehen. Wir beziehen Quartier in einem für Carlos und Robert gerade noch passablen Motel („der Kühlschrank in unserem Zimmer stinkt, als wäre dort eine Katze gefreckt… und die Fernbedienung geht nicht…”), gehen wieder mal zum Safeway und fahren zu einem Photoshooting an einem „Adult Shop” vorbei, vor dem drei Erwachsene gegen den Laden mit Schildern gegen Pornographie demonstrieren. („No Porn”, „Not in our Town”, „Porn harms families”, …)

Vor dem Abendessen spielen Robert und Tom auf einem Grünstreifen zwischen einem Parkplatz und einem Drive-Thru-Postkasten noch etwas Beach-Volleyball. Nach dem Duschen geht es dann zu einem Mexikaner gleich nebenan („Casa el Mirador”), der sich als sehr authentisch (z.B. sprechen die Bedienungen wohl besser Mexikanisch als Englisch („No CHICKEN Enchiladen, not Cheese…”) und sehr lecker herausstellt. Außer Carlos nehmen alle das Daily Special bestehend aus Hühnerbrustfilet mit gebratenen Ananas, Paprika und Zwiebeln, sowie Reis, Refried Beans und der Wahl aus Enchilada oder Tamala. Robert gönnt sich zum Nachtisch noch ein „Burning Fire”, das er schon als Getränk bestellen wollte, das sich aber zum Schluss als frittiertes Eis mit Erdbeeren und Schlagsahne herausstellt.

Den restlichen Abend nutzen wir eine schöne Terrasse über dem Eingang des Motels mit einem runden Tisch und vier Stühlen. Schreit nach Tichu? Nein, wir spielen Mah Jongg, denn immerhin hat Robert ja einen halben Spieleladen dabei…